Es
folgen sieben Charakteristika, die die Zen-Künste auszeichnen.
Sie sind dem Buch von Shin`ichi Hisamatsu: Zen and the Fine Arts.-
entnommen. S. Hisamatsu (1889-1980) war selbst Zen-Buddhist, Religionsphilosoph
und Tee-Meister, daher zeigen seine Ausführungen einen authentischen
Charakter. Zum näheren Verständnis siehe Einleitung:
Einleitung:
In seinem Buch nennt Shin`ichi Hisamatsu sieben Charakteristika,
die Kunstwerke, die vom Zen beeinflusst wurden, kennzeichnen. Sie
beziehen sich nicht ausschließlich auf die klassische japanische
Ästhetik, sondern, da Zen in China entstand und sich von dort
erst nach Japan und Korea ausbreitete, auch auf diese Länder
und ihre jeweilige Kunst. Der Zeitraum in dem Zen die Kultur besonders
prägte erstreckte sich im Wesentlichen auf das 6. bis 16. Jahrhundert.
Danach verliert Zen in den genannten Ländern an Einfluss und
seine Bedeutung für die Kunst nahm hiermit ebenfalls ab.
Hisamatsus Ausgangspunkt
auf dem die von ihm formulierten sieben Charakteristika beruhen,
ist das zentrale Ereignis im Zen Satori, oder die Bewusstwerdung
des leeren, gestaltlosen Selbst bzw. Mu,
wobei dieses leere Selbst keine Idee oder Vorstellung
ist, sondern bezogen auf die konkrete Person, eine lebendige Erfahrung.
Das leere Selbst unterscheidet nicht mehr, wie das Alltagsbewusstsein,
zwischen Ich und Nicht-Ich (= Subjekt-Objekt-Spaltung), sondern
ist ein Bewusstsein, das sich in Abhängigkeit vom jeweils wahrgenommenen
ändert. Da das Bewusstsein in diesem Zustand auch seiner Selbst
nicht mehr bewusst ist, kann Zen bzw. Satori auch nicht mit Worten
wirklich gesagt werden. Die Worte, die das Satori-Erlebnis erklären,
sind lediglich ein Floß mit dem der Übende an das andere
Ufer gebracht wird, ist Satori erreicht, dann bleibt das Floß
zurück.
Satori bedeutet das Erwachen zum gestaltlosen, leeren
Selbst oder, wie Zen es nennt, zu unserem ursprünglichen Wesen.
Ist nun dieses leere Selbst in Aktion, dann trifft es
mit anderen leeren Selbst zusammen. Das leere
Selbst gewahrt sich dabei durch die fünf Sinne und den Geist
in allem Seienden (vergl. Kapitel
über Zen). Dieses Gewahren nennt Zen dann wunderbares Sein.
Warum wunderbar ? Da in diesem Zustand Harmonie mit der Umgebung
herrscht und diese Harmonie starke Glücksgefühle hervorruft.
Der Satz: Die Weiden sind grün und die Blumen blühen,
ist, mit normalem Alltagsbewusstsein formuliert, eine Dingaussage.
Nachdem Satori erreicht wurde, ist er die Widerspiegelung von wunderbarem
Sein. Aus diesem harmonischen Zusammentreffen entsteht Form, bzw.
Gestalt, die wir dann in den Zen-Kunstwerken bewundern dürfen.
Nur diese Form ist wahre Form, die dann durch die nachfolgenden
sieben Charakteristika gekennzeichnet ist. Die wahre Form ist daher
immer spontan, einmalig und unwiederholbar.
Als Beispiel sei
ein Haiku von M. Basho genannt:
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köstlicher
Reisährenduft !
unsere Schritte zerteilen ihn und
rechts leuchtet das Meer |
Da alle unten
genannten Charakteristika auf der Verwirklichung des ursprünglichen
Wesens beruhen, sind sie alle eins und untrennbar voneinander.
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