"Den
Buddha-Weg erforschen bedeutet sich selbst erforschen.
Sich selbst erforschen bedeutet sich selbst vergessen.
Sich selbst vergessen bedeutet das Bezeugtwerden
von einem selbst in allem Seienden."
Dogen
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Gemälde
von Fugai Ekun (1568-1654), das Daruma darstellt. Daruma
ist ein beliebtes Sujet in der Tuschmalerei und stellt
den indischen Mönch Bodhidharma dar, der den Buddhismus
von Indien nach China brachte. Er gilt als erster Patriarch
des Zen in China.(aus wikimedia commons)
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Der
japanische Zen-Buddhismus kam ursprünglich aus China.
Dort wurde er vom indischen Mönch Bodhidharma (jap.Daruma)
Anfang des 6. Jahrhunderts eingeführt. Um Bodhidharma
(Bild oben) ranken sich viele Legenden, deren Wahrheitsgehalt
historisch nicht mehr zu rekonstruieren ist, auch ist seine
Bedeutung als alleiniger Gründer des Zen in China umstritten.
Wörtlich übersetzt bedeutet Zen bzw. Ch`an Meditation.
Beim Zen-Buddhismus wird also besonderen Wert auf die Meditationspraxis
gelegt. Dem Studium der Schriften (Sutren) und philosophischen
Auslegungen, wie es für den ursprünglichen indischen
Buddhismus charakteristisch ist, steht Zen eher skeptisch
gegenüber. Eisai (1141-1215) war der Erste, dem es gelang
Zen in Japan dauerhaft einzuführen. Er gilt als der Begründer
des Rinzai-Zen, obgleich er es zu seinen Lebzeiten noch nicht
völlig als eigenständige Schule vom esoterischen
Buddhismus lösen konnte. Dogen (1200-1253) war der Begründer
des Soto-Zen in Japan. Als dritte Schule gibt es noch den
Obaku -Zenbuddhismus.
Der jeweilige Meister einer Schule versucht den Schülern
mit Hilfe von Meditation und z. T. mit Koans (Rinzai) die
gewöhnliche dualistische Weltsicht auszutreiben. Der
Soto Zen kann hauptsächlich als Nur-Sitz
Methode bezeichnet werden, wobei der eigene Körper
das Meditationsobjekt darstellt. Im Rinzai-Zen ist zusätzlich
noch die Koan Methode üblich. Ein Koan ist eine Aussage,
die mit Hilfe der gewöhnlichen dualistischen Logik nicht
gelöst werden kann. Ein Koan lautet etwa: Wie heißt
der wahre Mensch ohne Rang und Namen ? Die Beantwortung dieses
Koan steht unmittelbar im Zusammenhang mit der klassischen
japanischen Ästhetik.
Die Einsicht, die mit Hilfe der geschilderten Methoden erlangt
werden kann, liegt jenseits der Möglichkeit sie mit Worten
zu beschreiben, sie ist mystisch. Diese mystische Erfahrung
wird als Erleuchtung (jap. Satori) bezeichnet. Da es sich
hierbei um keine theoretische Erkenntnis sondern um eine praktische
Erfahrung handelt, wird auch gewährleistet, dass das
Zen stets lebendig bleibt und nicht in Dogmen erstarrt. Dogen
sagt hierzu: In der Erleuchtung wird die unaussprechliche
Buddha-Natur erfahren.
Zen-Meister bedienen sich oft ungewöhnlicher Methoden
um ihre Weisheit zu vermitteln: Ein Zen-Meister war besonders
wortkarg. Seine Schüler beschwerten sich darüber,
dass er keine mündlichen Unterweisungen gab. Auf das
Drängen der Schüler gab er bekannt, dass er eine
Unterweisung geben würde. Die Schüler versammelten
sich, der Meister erschien. Er ging zu einem Pult und schlug
mit einem Stock auf das Pult, drehte sich um und ging, ohne
ein Wort zu sagen, wieder hinaus.
In der Zen-Malerei werden solche Anekdoten dann auch gerne
ins Bild gesetzt.
links: Gemälde von Tensho Shubun (aus Wikimedia commons),
das Han-shan und Shide darstellt, ein häufiges Sujet
der Tuschmalerei (sumi-e). Han-shan lebte als Einsiedler im
Tiantai Gebirge und ist für seine Sammlung von Gedichten
(Gedichte vom kalten Berg) berühmt, in denen er seine
Erfahrungen bei der Meditation und Erleuchtung beschrieb.
Gelegentlich statte er dem Guoqing Kloster einen Besuch ab,
in dem er den Küchengehilfen Shide traf, wo die beiden
ihre Späße mit den Mönchen trieben. Der Zen-Meister
des Klosters Fenggan machte seinen Mönchen Andeutungen,
dass es sich bei den beiden um Bodhisattvas (erleuchtete Menschen)handelte,
ohne dass sie es allerdings realisierten konnten.
Nach der
Weltsicht des Zen ist die Sprache nicht nur nicht in der Lage
die Wirklichkeit zu erklären, sondern sie verhindert
sogar diese Einsicht, denn indem das lebendige Erleben der
Wirklichkeit in Worte gekleidet wird, wird automatisch zwischen
ich und Nicht-ich unterschieden oder anders gesagt, dem dualistischen
Weltbild gefront, das man ja gerade überwinden will.
Sprache bzw. Worte sind nach der Sicht des Zen lediglich Zeiger,
die auf die Wirklichkeit deuten, wie ein Finger der auf den
Mond zeigt, sie sind aber nicht der Mond.
Die Wirklichkeitssicht des Zen ist lebendig, im Moment des
konkreten Erlebens gibt es keine Trennung zwischen dem Subjekt
und dem Objekt, noch eine Vorstellung davon. Hier gibt es
nur das konkrete Erlebnis im Hier und Jetzt. Dieses konkrete
Erleben, ist das was Zen als Wirklichkeit nimmt. Erst wenn
das konkret Erlebte in Worte gekleidet wird, entsteht Zeit
(Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), Raum (Beziehung zwischen
Subjekt und Objekt) und Kausalität, oder mit anderen
Worten der Dualismus und Reduktionismus des Denkens, der die
gewöhnliche Weltsicht darstellt. Die Wirklichkeitssicht
des Zen ist daher auch keine Philosophie im westlichen Sinn,
sondern der Versuch das konkret Erlebte in Worte zu fassen,
wohl wissend, dass dies nicht möglich ist.
Nach den Aussagen des 1. Patriarchen des Zen Bodhidharma ist
Zen:
Eine Überlieferung ganz eigener Art außerhalb der
Schriften, nicht gegründet auf Wörter oder Buchstaben;
sie zielt direkt ins Herz der Wirklichkeit, so dass wir in
unsere eigene Natur blicken und erwachen können.
Dieses Erwachen zum ursprünglichen Selbst wird im Zen
auch als große Befreiung bezeichnet, sie ist gleichbedeutend
mit der Überwindung der Subjekt-Objekt Spaltung (im Kapitel
Philosophie). Das Ich-Bewusstsein wurde abgeschnitten und
das Selbst findet sich folglich in allem Seienden. Alles Seiende
schließt natürlich auch die Künste mit ein,
wobei Kunst und Leben keine Gegensätze bilden, sondern
sich gegenseitig bedingen. Nach dem großen Teemeister
Sen non Rikyu ist der Teeweg nichts anders als: " Feuer
zu machen, Wasser zu kochen, Tee zu trinken, und sonst nichts",
oder anders ausgedrückt: Das Profane ist zugleich das
Numinose, bzw. Zen ist alltägliches Bewusstsein.
Als ergänzendes Beispiel sei hierzu ein Koan aus dem
Mumonkan (Sammlung von verschiedenen Koan) genannt:
Ein Mönch fragt den Zen-Meister Joshu in allem Ernst:
Gerade bin ich erst in dieses Kloster eingetreten. Ich ersuche
Euch Meister, gebt mir bitte Unterweisung !
Joshu fragte: Hast du schon deinen Reisbrei gegessen ?
Der Mönch antwortete: Ja, das habe ich.
Joshu sagte: Dann wasche deine Essschalen.
Da erlangte der Mönch eine gewisse Erleuchtung.
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