Wabi-sabi
sind zwei zentrale Begriffe in der Zen-Ästhetik.
Ihre Bedeutung überschneidet sich z. T. und daher
werden sie meist zusammen genannt. Sabi bezog sich ursprünglich
auf Einsamkeit und Verlassenheit und wabi auf Mangel,
Verlorensein und Verlust. Diese negative Konnotation wurde
im Lauf des Mittelalters ins Positive umgewandelt, weil
erkannt wurde, dass das Leben an abgeschiedenen Orten
als Eremit die Möglichkeit von Erkenntnis beinhaltet.
Die neue Bedeutung war nun die Wertschätzung (wabi)
der unumgänglichen Veränderung (sabi) als grundlegende
Eigenschaft allen Seins (einschließlich des eigenen
Selbst). Sie äußert sich physisch u. a. darin,
dass der Gebrauch die Dinge adelt, die man gerne in die
Hand nimmt und die daher Rost und Patina ansetzen.
Diese Einsicht ist gepaart mit der inneren Freiheit, die
man gewinnt, wenn der Geist nicht an materielle und prachtvolle
und daher vergängliche Dinge anhaftet.
Äußerlich
sind wabi-sabi Objekte unspektakulär und meist irregulär,
das Prachtvolle, Perfekte und Neue gilt als vulgär.
Diese Ästhetik wurde vor allem in der wabi-Teezeremonie
gepflegt und ging hierdurch in breite Bevölkerungsschichten
über. Die Teeutensilien, wie z. B. eine Teeschale
(chawan), wirken auf den ersten Blick nicht perfekt und
unscheinbar, dennoch sind sie das Ergebnis höchster
Handwerkskunst. Risse, Sprünge und eine Patina, die
durch den Gebrauch erst entstehen, steigern noch die ästhetische
Aussage, zusammen betrachtet sind sie der Ausdruck der
Schönheit der kunstlosen Zen-Kunst.
Die
vorgestellten Fotos stellen folgende Frage: Gibt es wabi-sabi
nur bei vom Menschen hergestellten Objekten oder trifft
diese Eigenschaft auch für Natur-Dinge zu?