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Kire:
Bedeutet abtrennen bzw. abschneiden. Es handelt sich hierbei
um ein fundamentales Prinzip, sowohl in den Künsten
als auch im Buddhismus. Im Buddhismus werden die Begierden
abgeschnitten, in dem das substanzielle Ich als Illusion
erkannt wird. Durch diese Selbsterkenntnis wird der Geist
von Anhaftung befreit und ist somit frei bzw. leer.
In den Künsten wird die Natürlichkeit bewusst
abgeschnitten, durch diesen Vorgang kommt es erst zur
Gestaltung und das Dargestellte ist keine bloße
Imitation der Natur. Durch kire steht der Mensch nicht
mehr als Subjekt dem Objekt Natur gegenüber, sondern
das Bewusstsein ändert sich in Relation zum je Wahrgenommenen,
die aus kire resultierende Kunst ist somit lebendig und
unmittelbar.
Bei den hier vorgestellten Fotos wurde kire wörtlich
genommen. Lebendige Blüten wurden abgeschnitten,
gepresst und dann fotografiert. Durch diesen Vorgang ergibt
sich die Überwindung des Dualismus Kunst-Schönes
und Natur-Schönes, denn die Photographien repräsentieren
beides.
Aus der Tatsache, dass alles, einschließlich des
Menschen, was eine Form hat, dem Werden und Vergehen unterworfen
ist (mujo) und das Lebendige
sich genau hierdurch auszeichnet, macht es keinen Sinn
die vergängliche Schönheit konservieren zu wollen,
denn dies würde bedeuten, dass das Lebendige mumifiziert
werden müsste. Die wahre Blüte des
Zen ist die Einsicht in die Unumgänglichkeit dieses
Vorgangs und ihre lebenswirkliche Annahme. Die Photographien
sind eine visuelle Metapher hierfür die unvergängliche
Blüte.