Einfachheit:
Der
im Zen geschulte Geist lässt Kompliziertheit hinter
sich und drückt das Wesentliche durch Einfachheit
aus. Kompliziertheit ist ein ungewollter Ausdruck des
substanziellen ichs, die sich im Dualismus zwischen Geist
und Materie (Theorie und Praxis) äußert, der
dann sein Ende findet, wenn der Geist durch vollkommene
Beherrschung der Technik und jahrelange Praxis einen Bewusstseinszustand
erreicht hat, der nicht willentlich herbeigeführt
werden kann, aber gerade deswegen absichtslos und intuitiv
schafft.
In der Tuschmalerei (sumi-e) drückt sich Einfachheit
u. a. dadurch aus, dass auf Farbe verzichtet wird. Die
schwarze Tusche, mit all ihren Tonabstufungen zu Grau,
ersetzt die Farbe. Das Wesentliche des Gegenstands wird
nur durch wenige Pinselstrichen dargestellt, alles Überflüssige
ist abgeschnitten (kire). Die Form, die durch die schwarze
Tusche repräsentiert wird, muss mit der Nicht-Form
des weißen Bildhintergrunds in Harmonie gebracht
werden. Die Einfachheit ist dabei mit dem Intuitiven verbunden,
die sich in der Harmonie der Gegensätze äußert.
Versucht
man diese Prinzipien auf die Landschaftsfotografie zu
übertragen, kann nicht einfach statt farbig schwarz-weiß
fotografiert werden, denn im Gegensatz zum sumi-e Maler,
der die Malfläche nach Belieben gestalten kann, muss
in der Landschaftsfotografie mit dem gearbeitet werden,
was vorhanden ist, und die Gestaltung der Gegensätze
kann daher nur mithilfe des Sucherausschnitts festgelegt
werden. Findet diese Gestaltung mithilfe des Suchers nicht
statt, ergibt sich nur ein Schwarz-Weißfoto, das
das Gegenteil von Einfachheit bewirkt. Der Schwarz-Weiß
Fotograf erfreut sich an den detaillierten Grauabstufungen,
die das Motiv aber eher verschleiern, als hervortreten
lassen.
In den hier vorgestellten Landschaftsfotos wurde der umgekehrte
Weg beschritten. Das Motiv wurde so gewählt, dass
es bereits weitgehend monochrom vorliegt eine Winterlandschaft,
z. T. bei Nebel, als Farbfotografie.
Die Gestaltung der Gegensatzpaare, weiße Hintergrundfläche
bzw. Nebel und Form wird durch die Wahl des jeweiligen
Ausschnitts bestimmt. Die bewusste Wahl des Motivs und
die intuitive Auswahl des Ausschnitts entspricht dem Prinzip
von kire, dem Abschneiden alles Überflüssigen
und damit der Gestaltung von Einfachheit.