Abstrakter
Realismus:
Eine
der wesentlichen Einsichten des Zen ist, dass mithilfe
von Worten und Begriffen die dynamische Wirklichkeit nicht
eingefangen werden kann. Zen drückt es so aus:
Worte sind wie ein Finger der auf den Mond zeigt, sie
sind aber nicht der Mond. Wenn wir uns der Sprache
und des Nachdenkens bedienen, erzwingt dieser Vorgang,
ohne dass wir es verhindern können, dass die dynamische
und holistische Wirklichkeit, in ein Ich und ein Nicht-Ich
untergliedert wird.
Mit anderen Worten, das Ergebnis dieses Vorgangs schafft
nur Illusionen über die Wirklichkeit. Nimmt man also
Worte und Begriffe für die Realität, kommt es
unweigerlich zu Meinungsverschiedenheiten, die, da nicht
real, nicht zu lösen sind. Aus diesem Grund formuliert
Zen seine Einsichten in die Wirklichkeit oft paradox oder
in Form von Metaphern, wie der Finger der auf den Mond
zeigt.
In den Zen-Künsten wird diese Einsicht dann kommuniziert,
z. B. in einem Gemälde von Tomita Keisen, in dem
der Zen-Meister eine Katze mithilfe eines Schwerts zerteilt,
weil sich zwei Parteien nicht einigen können, zu
wem die Katze gehört und je eine Katzenhälfte
an die Streithähne aushändigt.
Auf die Fotografie übertragen: In der Ästhetik
sind Realismus und Abstraktion zwei dualistische Gegensätze.
Die hier vorgestellten Fotos zeigen abstrakte Formen in
der Natur. Wie sollten diese Fotos dann klassifiziert
werden: Abstrakter Realismus?